Mann am Dach!
Letzten Sonntag hatten wir ein Erlebnis der nicht ganz so gewöhnlichen Art: Wir waren im Wiener Donaupark unterwegs, dabei auch auf der Aussichtsplattform des Donauturms, um mal wieder die Wiener Stadtentwicklung von oben zu betrachten.
Im Zuge dessen machte ich auch einige Serienaufnahmen für ein „vertikales Panorama“ des sich gerade in der Bau-Endphase befindlichen „DC Tower“, Wiens aktuell höchstes Bauwerk (von dem jetzt mal einer von zwei geplanten Türmen errichtet wurde). Mein 70-200 2.8 L IS II „voll am Anschlag“, Kamera auf manuelle Belichtung, und bisserl ärgern dass die Gitterstäbe ruhig einen Zentimeter weiter auseinander sein könnten, um das Objektiv durchzubekommen… wie auch immer, am Ende war alles auf der Karte!
Daheim angekommen die Fotos in Lightroom importiert, erstes Durchscannen der Aufnahmen. Meine Freundin gesellt sich zu mir und sagt nach einiger Zeit erheitert „Hey, da hängt jemand!“ – tatsächlich, irgendwer turnt da ganz oben am DC Tower herum – 100% Zoom… naja, nicht wirklich gut erkennbar, aber eindeutig menschliche Form.
Ich werde neugierig, und vergleiche mit Aufnahmen die ich rund 20 Minuten zuvor gemacht hatte – mit nur 70mm Brennweite, somit noch schlechter zu erkennen, aber trotzdem – die Person an gleicher Stelle, augenscheinlich in gleicher Position.
Erste Zweifel kommen auf – wer hängt 20 Minuten an der gleichen Stelle des Gebäudes? Ich werde langsam ein wenig unrund, und google zuerst nach „DC Tower Puppe“ – wer weiß, vielleicht haben die sich ja einen Spaß erlaubt, der schon allgemein bekannt ist – aber Fehlanzeige. Dann nach „DC Tower Bauarbeiter“, hier werde ich fündig – ein Arbeiter von oben fotografiert auf Flickr veröffentlicht, in exakt dem Outfit wie die Person auf dem Foto: Roter Overall und gelber Helm.
Jetzt wird uns beiden etwas mulmig. Es war Sonntag Abend zum Zeitpunkt der Aufnahme. Ja, an manchen Baustellen wird rund um die Uhr gearbeitet, aber an dieser offenbar nicht mehr – es war sonst niemand zu sehen, auch nicht im Führerhaus des Krans. Die Person hing augenscheinlich mit dem Rücken zum Gebäude – in dieser Position kann man eigentlich nichts anderes machen als die Aussicht genießen, wenn man das rein Positive betrachtet und den Rest ignoriert – aber sicher keine sinnvollen Tätigkeiten am Gebäude durchführen!
Wie lange hängt der da schon? Vielleicht am Freitag ins Sicherungsseil gefallen, niemand hat es bemerkt, alle sind verschwunden, und der hängt da…!? Nach einigem Überlegen war mir klar: Das soll die Polizei klären, auch auf die Gefahr dass ich mich vielleicht blamiere und das wer weiß was ist – jetzt einfach schlafen gehen, und dann vielleicht im nächsten Tag in den Nachrichten davon zu lesen… no way!
Also: Notruf 133, und einfach in Ruhe geschildert was ich vor meiner Nase sah. Der Polizist der das Gespräch entgegenahm zögerte keine Sekunde – ja, kann alles mögliche sein, aber muss jedenfalls überprüft werden – ich soll bitter weiter rufbereit bleiben. Wenige Minuten später erfolgt der Rückruf durch die Streife in der Nähe, die jetzt hingeschickt wurde. Ich übermittle den 100% Crop meiner Aufnahme per Mail, erkläre Details zur Aufnahme, und harre der Dinge.
Nach so ca. 45 Minuten bekam ich dann wieder einen Anruf: Sie waren dort, das Gebäude ist zum Glück bereits rund um die Uhr von einem Sicherheitsdienst besetzt, somit konnten sie rauf bis aufs Dach fahren… und, man ahnt es vielleicht bereits: Es war doch eine Puppe! Die Arbeiter hatten sich einen Scherz erlaubt, eine Puppe (ca. 110 cm groß wie ich erfuhr) in Arbeitskleidung gepackt und ganz oben aufgehängt! Der Polizist machte eine Aufnahme mit seinem Smartphone und schickte mir diese dankenswerter Weise. War natürlich bereits tiefschwarze Nacht (so gegen Mitternacht), ich hab das Foto ein wenig aufgehellt:
An dieser Stelle ein herzliches „Dankeschön“ an die humorvollen Arbeiter für diesen netten Streich! :) Nicht dass wir wirklich panisch waren, aber für eine Stunde hatten wir doch ein recht mulmiges Gefühl. Ob die Puppe mit freiem Auge vom Boden aus erkennbar ist, weiß ich nicht… fest steht jedenfalls dass die Polizei nun Bescheid weiß, und beim möglichen nächsten Anruf gleich Entwarnung geben kann!
Ein Dankeschön auch an die Polizei; die Beamten erledigten das diskussionslos ohne dass ich mich wie ein Volldillo fühlen musste! ;) Letztlich waren sie wohl auch froh, dass es Fehlalarm war…
Somit bleibt am Ende zum Glück nur eine witzige, kleine Story zu berichten – und niemand ist zu Schaden gekommen (naja, ein paar Nervenzellen standen bei uns vielleicht etwas mehr unter Strom als üblich… ;))
Hier übrigens noch das Endresultat dieser Aufnahmeserie – aus 5 Einzelfotos zusammengesetzt. Sieht hier nicht sehr spektakulär aus, hat aber im Original 5700×12500 Pixel, und sollte in entsprechender Größe ganz gut wirken. (Beim „normalen“ horizontalen Panorama habe ich übrigens gepatzt, und hatte (durch die Gitterstäbe…) bei zwei Aufnahmen zu wenig Überlappung um das Panorama erstellen zu können… tja, muss ich halt nochmal rauf, irgendwann!)
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!